sinfoniemia

Gedanken über das Leben in Dur und Moll

Erschütterungen und Errungenschaften

12 Kommentare

Jemand wünschte mir „weniger Selbstzweifel“ – Dieser Wunsch hat mich in einer Art und Weise bis ins Mark erschüttert. Eine „gute Erschütterung“! Ich bin immer wieder erstaunt, wie treffend manche Mitleser/innen mich beobachten und an meinem Einträgen herauslesen, was ich selbst zeitweise nicht erkennen kann.

„Weniger Selbstzweifel“ – das beschäftigt mich, rollt in mir auf und ab und sucht nach Aktion. Nach ausräumen!

Selbstzweifel sind Entwerter, Beschämer, Kritiker.

Was hilft, sind:

  • mit beiden Füssen auf der Erde stehend, mit erhobenem Haupt mich behaupten
  • diesen Bewertern die Macht entziehen
  • ein liebevoller Spiegelblick und Augenblickbegegnungen die mir sagen: „Ich glaube an Mich – Ich kann alles was ich mir zugestehe“
  • vorwärts gehen in der Natur
  • zeitweise Rückzug
  • …….vor allem aber, einfach tun.

Ein Moment wo ich dies spüren konnte, war in Weimar. Als ich in Goethes Gartenhaus auf und ab ging. Ein Fensterblick ins Freie und die Füsse auf Bretterdielen. Mir war als wäre der Dichtergeist präsent. Berührt und beheimatet in dieser Atmosphäre. Eine Ruhe erfüllte mich dort am Fenster seines Schreib-Steh-Pultes, von dem ich erst später las dass es sich um seinen Schreib-Steh-Pult handelte. Sein auf- und abwandeln, wenn er schöpferisch tätig war. Und ich fragte mich, als ich am Fenster stand und die kahle Winterlandschaft betrachtete.

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Ob hier wohl der „Erlkönig“ entstanden ist?

In diesem Augblick fühlte ich Geborgenheit mit meiner Schreiberseele.

Autor: Mia

Mia ist mein Kurzname oder Nickname. Ich heiße Martina Väth und schreibe Märchenhaftes, Philosophisches, und mehr... In meinem Blog könnt ihr mehr darüber erfahren.

12 Kommentare zu “Erschütterungen und Errungenschaften

  1. Rückzug brauche ich auch immer mal wieder, besonders in der Natur, wenn es doch nur nicht immerzu regenen würde. Aber es gibt ja bekanntlich kein schlechtes Wetter….ich bin nur einfach zu faul, zu müde 😦
    Ein tolles Foto!!

    LG Mathilda ♥

  2. Liebe Mia,

    bei Deinen Einträgen muß ich immer ein bißchen lachen: Erst die Toskana, jetzt Weimar. Unsere Routen! Nur ein paar Schritte vom Gartenhaus entfernt steht Kalliope! (Vielleicht ist sie jetzt im Winter auch unsichtbar und warm eingehüllt?). Sie hat zu mir gesprochen! Nietzsche unds Listzs Flügel. Konntest Du da Deine Finger noch stillhalten?? – Uns fehlt noch Oßmannstedt – Christoph Martin Wieland – , das wollen wir demnächst nachholen. – Ich wollte ja nicht kommentieren, um nicht so besserwisserisch (klugsch…..) daherzukommen. Aber jetzt kann ich mich einfach nicht mehr zurückhalten……….. In Florenz habe ich mit 18 einen „Kulturschock“ erfahren – erst Jahre später las ich, daß es dies tatsächlich gibt. Und daß ein Kulturschock so abläuft, wie es mir erging. In Weimar muß ich immer aufpassen (da überrannte der Kulturschock unseren Sohn, damals auch 18) — es ist eine Elektizität da, die mich jetzt schon wieder ganz und gar gepackt hat beim Lesen Deiner Einträge und durch die Fotos. – Das Weimarer Theater ist das Theater mit der besten Akustik, die ich je erlebt hat.

    Und wenn schon Literatur und Weimar und Gotha: ich mag Sigrid Damm (= Du kannst das ja löschen, wenn es Dir zuviel Werbung erscheint oder zu schwärmerisch).

    Bin gespannt, wohin Deine nächste Reise geht! Dein Eintrag macht ganz kribbelig!

    Auf ein Neues! – Luna

    • Kalliope? Habe ich leider nicht gesehen. Mag daran liegen dass wir von einem Literaturbegeisterten Freund durch die Stadt geführt wurden. Ich muss da noch mal alleine hin, unbedingt.
      Listzs Uraufführung seines 1. Klavierkonzertes…. im Weimarer Schloss, ja – diese Halle habe ich betreten mit seinen Klängen im Ohr 😉

      Zu Sigrid Damm – diese Dame kannte ich noch nicht, bis ich einen Buchladen in der Weimarer Innenstadt betrat. Gesehen, gekauft, verliebt! Das wird mir ein Extra-Eintrag wert. Demnächst.

      • Auf den Extra-Eintrag bin ich gespannt!!!!!!!!!!!! – Dein Eintrag hat mich immerhin so sehr inspiriert, daß ich „Christiane und Goethe“ aus dem Bücherschrank geholt habe und seitdem nächtelang lese……… Ich habe Sigrid Damm auf einer Lesung kennen gelernt und wir hatten danach ein sehr offenes und vertrauliches und vertrautes Gespräch.

        In Weimar ist Liszts Wohnung zu besichtigen. Unbedingt hingehen. Mannomann, ich kann Dir sagen, Du hast mich ungeheuer (!) inspiriert! Und im Sommer: In Goethes Garten am Frauenplan sitzen und einfach die Atmosphäre einsaugen.

        Kalliope steht als Steinfigur im Park (ca. 5 GehMin. vom Gartenhaus entfernt), geschützt unter einem Pavillon. Die Dame hat magisch auf mich gewirkt. Der ganze Park wimmelt ja nur so von….. mir fällt grade das richtige Wort nicht ein………. jedenfalls konnte ich mich dieser magischen Anziehungskraft gar nie erwehren.

  3. Ich finde ein gesundes Maß an Selbstzweifeln richtig und wichtig. Wäre man sonst nicht einfach oberflächlich, oder sogar überheblich?

    Nachdenkliche Grüße
    Anna-Lena

    • Liebe Anna-Lena,
      das was Du beschreibst, möchte ich als Selbstkritik definieren. Das finde ich richtig und wichtig, und es hat für mich mit wertschätzender Urteilskraft zu tun. Eher mit Kompetenz. Eine Entscheidungsfähigkeit über meine eigene Leistungen.
      Selbstzweifel stellen nach meiner Auffassung auch Gelungene Werke in Abrede, lassen Gutes als Nicht-Brauchbar einstufen. Ein gesundes Maß an Selbstkritik lässt uns beurteilen ob einem etwas gelungen ist, oder ob bzw. wo noch verbesserungsbedarf nötig ist. Und was besser in der Schublade bleibt.
      Liebe Grüsse

  4. Da gebe ich Anna-Lena Recht. Sie gehören dazu, die Selbstzweifel. Nur ganz beherrschen dürfen sie nicht. Wenn das aber dann doch ab und zu passiert, braucht man eben diese Ruhepole, die du gefunden hast. Und Inspiration. Auch die hast du gefunden.
    Um das Stehpult habe ich den Johann Wolfgang immer bewundert. Es hat sich aber keiner gefunden, der mir eins gebaut hat. Leider.

    Liebe Grüße von der Gudrun

    • Liebe Gudrun,
      wie ich eben bei Anna-Lena geantwortet habe, meine ich Du sprichst eher von Selbstkritik. Die soll Platz haben und da möchte ich Dir gerne in allen anderen Punkten zustimmen.
      So ein Stehpult? bauen? Zur Not geht auch ein Fußbodenpodest, Palette oder so – Schreibtisch drauf, schon ist es ein Stehpult. 🙂
      Lieben Gruss auch an Dich

  5. Zu den Selbstzweifeln: Hmmmmmmmmm……………….Da habe ich auch diese Erfahrungen gemacht wie Du jetzt, Mia. Seit Deinem Eintrag hier überlege ich mir, ob Selbstzweifel nicht enge Verwandte von Schuldgefühlen sind. Die einen zur Rechtfertigung zwingen (wollen). Also keine „echten“ Gefühle sind. Pseudogefühle, Emotions.

    Was „bewegen“ Selbstzweifel? Wohin führen sie uns? Wie fühlen wir uns damit?

    Selbstzweifel im Sinne von Anna-Lena und Gudrun definiere ich als „Selbstkritik“: Diese ist angebracht, erwünscht und gefordert und zwingt NICHT zur Rechtfertigung.

    Und analog die gleichen Fragen: Was bewegt die Selbstkritik in uns? Wohin führt sie uns? Wie fühlen wir uns?

    Wünsche Bewegung und gute, kritische Gefühle! LG – luna

  6. Liebe Mia,
    ich finde es sehr interessant, was meine Worte ausgelöst haben. 🙂 Es sind wunderbare Kommentare entstanden und ein wunderbarer Text von dir . Das freut mich sehr.
    Ich sehe es auch so wie du und luna 1. Was Anna-Lena und Gudrun meinen ist in meinen Augen Selbstkritik. Sie trägt dazu bei, dass wir uns weiterentwickeln und nicht abheben. Doch Selbstzweifel sind eher zerstörerisch. Sehr interessant finde ich übrigens Lunas Kommentar.

    Herzliche Grüße,
    Martina

    • Tja, siehst Du – kleiner Gedankenanstoss, grosse Wirkung. 🙂
      Entwicklung ist so wichtig. Dinge sehen, auf den Grund gehen und handeln.
      Lieben Gruß auch an Dich
      Martina

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